Der detaillierte DJI Goggles Test
Bereits Ende September 2016 wurde zum ersten Mal die erste VR-Brille von DJI, den DJI Goggles der Öffentlichkeit präsentiert. Damals geschah das im Zuge zur Präsentation der unglaublichen DJI Mavic Pro.
Danach wurde es erstmal recht ruhig um die VR-Brille welche für First-Person-View Flüge konzipiert ist. Erst Monate später kamen die DJI Goggles nach zahlreichen Spekulationen endlich in den Handel. Gleich mehrmals waren die ersten verfügbaren Chargen sofort ausverkauft. Anfänglich kam DJI mit der Produktion nicht mehr nach. Die Brillen gingen weg wie die warmen Semmeln – und das bei einem Preis von $ 449 bzw. € 549.
In diesem Test erfährst du, ob die DJI Goggles das halten, was sie versprechen und ob sie den doch recht stolzen Kaufpreis auch wirklich wert sind.
Design
Rein optisch, jetzt mal abgesehen von ihrem massiven Erscheinungsbild ist das Design und die Verarbeitung der Brille auf allerhöchstem Niveau. Das Plastik im weißen Klavierlack sieht wirklich sehr wertig und edel aus. Das innovative Touchpad zur Menusteuerung sucht seinesgleichen. Würde da nicht auf der Front in dezenten kleinen grauen Lettern „DJI“ stehen, würde so mancher Betrachter vermuten dass das edle Stück aus der Apfel-Schmiede stammt.
Die DJI Goggles besteht aus zwei trenn- und zusammensteckbaren Teilen. Zum einen aus dem größenverstellbaren und gut gepolsterten Kopfband (500 Gramm) und zum anderen aus der Videobrille inklusive Touchpad (490 Gramm).
Kopfband der DJI Goggles
Innovativ wie DJI ist haben sie die Antennen und den Akku im Kopfband verbaut. So verteilt sich das Gewicht optimal und die Brille wird trotz ihrer Größe nicht kopflastig. Am Kopfband befindet sich ein gut bedienbares Drehrad mit welchen man die Brille an seinen Kopfumfang anpassen kann. Dabei fällt auf, dass jeder von uns schon fast die engstmöglichste Stellung für einen festen Halt benötigt. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass Personen mit kleinen Köpfen sowie Kinder Schwierigkeiten bekommen werden, die VR-Brille optimal auf ihren Kopfgröße einzustellen. Die einzige Anschlussmöglichkeit am dem Kopfband ist eine Micro-USB Anschluss welcher zum Aufladen des 9440 mAh starken Akkus dient. Eine sich in unmittelbarer Nähe befindliche LED gibt Auskunft über den aktuellen Ladezustand.
Videobrille der DJI Goggles
Die Videobrille bzw. das Visier ist und wirkt leider etwas klobig, die Größte ist jedoch technisch bedingt. Außerdem bietet das Visier genug Platz, dass ein Brillenträger nicht auf seine Gläser verzichten muss. Beachte hierbei jedoch, dass die DJI Goggles nicht für Gleitsichtbrillen geeignet sind. Das weiche Plastik schließt gut ab und fühlt sich angenehm auf der Haut an. Allerdings kommt man an heißen Tagen in der Sonne relativ leicht ins Schwitzen. Mit einem Rädchen lässt sich der individuelle Augenabstand einstellen. Im Gegensatz zum Kopfband wo jeder Tester fast die engste Einstellung bevorzugte, wir bei der Brille der Augenabstand in den meisten Fällen maximiert. Es scheint fast so, als wären die Köpfe von Chinesen wohl etwas anders geformt als die durchschnittlicher Europäer.
Aus der Sicht des Trägers befindet sich auf der linken Seite unter einer abdichteten Gummilippe ein Micro-SD-Karten-Schlitz, ein 3,5 mm Audio Out und ein Micro-HDMI Eingang. Rechts auf der Seite des Touchpads der Ein-/Ausschalter mit der von DJI gewohnten smarten Batterieanzeige. Auf der Unterseite befindet sich das bereits erwähnte Rädchen zum Einstellen des Augenabstandes und daneben ein Knopf für Funktion und einer für Zurück sowie ein kleiner versenkter Link-Button. In der Mitte über den Linsen befindet sich ein kleiner Sensor welcher dafür sorgt, dass das Bild automatisch abschaltet, sofern die Brille nicht getragen wird.
Technik
Kommen wir zum absoluten Highlight dieser immersiven Brille – der Technik.
Jeder der die Brille zum ersten mal trägt kann ein Wow nur schwer unterdrücken. So groß ist das Sichtfeld und gleichzeitig so gestochen scharf – es sieht wirklich so aus, als würde man in die Drohne eintauchen.
Der gigantische Blickwinkel von 85 Grad bei einer Auflösung 3840 x 1080 (pro Auge 1920 x 1080 Pixel). Und da jeder der zwei hochauflösenden 5 Zoll Bildschirme eine derart hohe Pixeldichte aufweist, kommt es nicht zum ungeliebten Gittermuster. Dank DJI’s OcuSync-Übertragungssystem werden Full HD Bilder mit einer Verzögerung von nur 120 ms auf große Entfernung live übertragen. Das Ergebnis sind gestochen scharfe, ruckelfreie Bilder in gefühlter Echtzeit. Ein unglaubliches und sehenswertes Ergebnis.
Lediglich ein hervorragendes Bild auf eine Brille zu übertragen würde DJI’s Ansprüchen nicht gerecht werden. Darum hast du mit dieser FPV-Brille die Möglichkeit deine Drohne, sofern es sich um eine DJI Mavic Pro oder eine DJI Phantom 4 handelt, den Gimbal oder sogar den Quadcopter selbst mit deiner Kopfbewegung zu steuern. Selbstverständlich ist dabei lediglich eine Bewegung der Drohne um den Gierwinkel möglich – und das ist auch gut so. Zusätzlich kannst du den Neigungswinkel des Gimbals von Minus 90° bis Plus 30° mit deinem Kopf bewegen. Diese Möglichkeit bietet ein derart immersives Fluggefühl, wie wir es mit noch keiner anderen FPV-Brille zuvor ansatzweise erlebt hatten.
Ein- und Ausgänge und derer Funktionen
Wie bereits erwähnt befindet sich ein Micro-USB Stecker auf dem Kopfband mit welchem die Batterien aufgeladen werden oder gegebenenfalls eine alternative Möglichkeit bieten, ein Firmware Update für die Goggles einzuspielen. Die Ladezeit von leer auf voll dauert zwar 4 Stunden, dafür ist die Brille anschließen 6 Stunden einsatzbereit.
Zum einen befindet sich ein Micro-SD-Kartenschlitz in der Videobrille. Die Brille zeichnet keine Daten selbst auf. Es besteht jedoch die Möglichkeit, Aufnahmen von der Drohne auf die Brille zu übertragen um anschließen dort abzuspielen. Leider kann man (derzeit) auch keine externen Videos welche man zuvor auf die Karte kopiert hat mit der Brille abzuspielen. Dieses Vorhaben scheitert spätestens bei der Audiowiedergabe. Zwar haben wir es geschafft eine passende .mp4 Datei abzuspielen, der Ton blieb dabei jedes mal aus. Wir hoffen dies wird per Firmware-Update in naher Zukunft gefixt.
Da die eingebauten Lautsprecher erwartungsgemäß keinen von den Socken hauen, verfügen die DJI Goggles über eine 3,5 mm Audioausgang. Mit den eigenen Kopfhörern lässt sich der Ton schon viel besser ertragen. Wenn du jetzt meinst – welcher Ton ich dachte die Videos wären stumm, dann hast du schon recht aber es gibt ja noch immer den Micro-HDMI-In welcher auch Audio überträgt.
Über den Micro-HDMI Steckplatz kannst du mit dem mitgelieferten HDMI-Kabel deine TV-Box, Spielkonsole, Computer, Handy oder was auch immer anschließen um in beste Bildqualität abzutauchen. Ein wirklich tolles und brauchbares Zusatzfeature damit die teure Brille nicht nur zum Drohnen fliegen Verwendung findet.
Bedienung
Die Bedienung erfolgt einfach und unkompliziert mit dem Touchpad. Dabei wird unterschieden, ob der Befehl mit einem oder zwei Fingern gleichzeitig ausgeführt wird. Folgende Befehle gibt es:
Soweit zum Touchpad. Hinzu kommen noch die 2 Knöpfe an der Unterseite der Brille. Mit dem Zurück-Button springt man aus einem Untermenü heraus. Nach einem Klick auf den Funktions-Button wird bei einer DJI Mavic Pro oder DJI Phantom 4 Pro ein Fokuspunkt aktivieren, welcher mittels Kopfbewegung per Head Tracking verschoben, und mit einem Tippen auf dem Touchpad bestätigen werden kann. Die Kamera fokussiert automatisch auf den zuvor festgelegten Punkt. Während die Auswahl des Fokuspunktes aktiviert ist, kann man wenn man mit einem Finger auf dem Touchpad nach rechts fährt bis zu 10 Stufen reinzoomen und mit einem Finger nach links ziehend wieder rauszoomen.
Das Touchpad ist wirklich sehr innovativ wird jedoch nicht zwingend benötigt, wenn der Pilot Fernbedienung und VR-Brille gleichzeitig benützt. Sobald eine Brille mit der Drohne verbunden wird, ändert sich die Funktionalität der C1 +C2 Knöpfe sowie des 5D Button auf der Fernbedienung. Das erleichtert zum einen die Bedienung und gewährt dir Zugriff auf die Funktionen der DJI Goggles, ohne dabei die Hand von der Fernbedienung nehmen zu müssen. Die besagten Knöpfe übernehmen folgende Funktionen:
- C1: Funktion-Button
- C2: Zurück-Button
- 5D Richtungen: rauf, runter, links, rechts
- 5D drücken: Bestätigen
- C1+C2: Shortcut-Menü
Kompatible Drohnen
Es liegt auf der Hand, dass nur Multicopter von DJI mit den Goggles kompatibel sind, zumal eine Übertragung mit der hauseigenen OcuSync-Übertragungstechnologie durchgeführt wird. Und da wir gerade von OcuSync sprechen, es ist damit sogar möglich 4 Geräte gleichzeitig mit nur einer Mavic Pro zu verbinden. Dabei sind diese Szenarien möglich:
- Standard-Modus: 1 Fernsteuerung + 1 DJI Goggles
- Trainer-Modus: 2 Fernsteuerungen + 1 DJI Goggles
- Mehrbenutzer-Modus: 2 Fernsteuerungen + 2 DJI Goggles
Die Mavic Pro unterstützt dabei die meisten Features bzw. Intelligente Flugmodi in Verbindung mit den DJI Goggles, dicht gefolgt von der Phantom 4 Pro sowie der regulären Phantom 4. Auch die DJI Spark soll mit einem späteren Firmware-Update FPV-Brillen-tauglich gemacht werden.
Intelligente Flugmodi mit DJI Goggles
Intelligente Flugmodi welche ein Ziel benötigen wie TapFly oder ActiveTrack, können direkt über die First-Person-View Brille ausgewählt werden. Dabei geht man gleich vor wie bei der Auswahl des Fokuspunktes. Bei TypFly steuert man per Kopfbewegung das Fadenkreuz auf einen beliebigen Punkt. Man bestätigt die Auswahl per Klick auf das Touchpad, wartet auf das GO und klickt erneut um zu bestätigen und schon fliegt die Drohne in die ausgewählte Richtung.
Ähnlich funktioniert das Ganze bei ActiveTrack. Zuerst den Modus aktivieren und mit dem Cursor auf das Ziel fahren. Klicke auf Bestätigen damit das Ziel automatisch selektiert wird. Sollte die automatische Erkennung fehlschlagen, fahre einfach mit dem Cursor via Head Tracking von links oben nach rechts unten um eine Auswahlbox über dein Zielobjekt aufzuziehen. Bestätige die Auswahl und schon ist ActiveTrack aktiviert.
Der Fixed Wing-Modus lässt sich erst ab einer Fluggeschwindigkeit von 3 m/s bzw. 10,8 km/h aktivieren. Gerade dieser Flugmodus ist im Vollbildmodus ohne jegliche Anzeigen mit der FPV-Brille spektakulär. Aber Vorsicht – nur in einem dafür geeigneten Gebiet ausprobieren und den Daumen immer schön über dem Pause-Knopf lassen!
Vorteile & Nachteile der DJI Goggles
Um es gleich vorweg zu nehmen, bei diesem Produkt überwiegen eindeutig die Vorteile. In Verbindung mit einer DJI Mavic Pro oder Phantom 4 taucht man in ein immersives Fluggefühl ein, welches man unbedingt zumindest einmal selbst erleben muss.
Vorteile
Ganz abgesehen vom tollen Fluggefühl, dem großen Sichtfeld und den hochauflösenden Bildern gibt es noch weitere zahlreiche Vorteile welche für eine Anschaffung der Brille sprechen.
- Es gelingen dir wesentlich bessere Aufnahmen und präzisere Kamerafahrten.
- Du kannst den Gimbal exakter auf dein Ziel ausrichten
- Keine störende Sonnenblendung mehr untertags im Display wie beim Smartphone oder Tablet
- Ein besseres Gefühl für Entfernungen – Bäume, Felsen u.dgl.m. können näher überflogen werden
- Sensationelle 6 Stunden Akkulaufzeit
- Man kann damit eine zweite Person am Flug teilhaben lassen
Nachteile
Die Brille ist nicht gerade federleicht. Nach längerer Benützung macht sich das Gewicht allmählich bemerkbar. Doch noch bevor das Gewicht negativ auffällt, kommt man bereits ins schwitzen. An warmen Tag und im direkten Sonnenlicht sorgt der an und für sich angenehme Gummi der Brille für ein transpirieren an jenen Stellen, auf welchem der Gummi intensiv mit der Haut in Berührung kommt. Deshalb empfehlen wir ein lauschiges Plätzchen im Schatten.
Technische Mängel sind an der Brille wahrhaft Mangelware. Dass die eingebauten Kopfhörer für Personen mit einem absoluten Gehör ein No-Go sind, wundert da kaum. Jedoch besteht die Möglichkeit seine eigenen Kopfhörer mit Klinkenstecker an die Brille zu stöpseln. Eine Koppelung via bluetooth ist nicht möglich – aber da würde man schon etwas zu viel des Guten verlangen. Schon eher ärgert da die Tatsache, dass man derzeit keine eigenen Filme von der Micro-SD-Karte mit Ton abspielen kann, obwohl die vier Demo-Videos auf der FPV-Brille mit Sound abgespielt werden.
Auch werden die DJI Goggles keine richtigen VR-Brille zum Zocken ersetzen können. Dafür fehlen ihnen die technischen Voraussetzungen. Zwar kann man mit DJI’s FPV-Brille dank HDMI-In die Funktion eines Monitors ersetzen, eine Oculus Rift oder HTC Vive kann sie nicht ablösen.
Fazit DJI Goggles
Die DJI Goggles sind mit Abstand das teuerste Zubehör welches für die DJI Mavic Pro oder Phantom 4 erhältlich ist – aber man muss ganz klar sagen, es ist auch das Beste. Die Technik ist beeindruckend und der Einsatz der FPV-Brille hievt die Qualität deiner Videos auf die nächste Stufe. Leider ist sie recht groß und sperrig wofür es weniger Punkte beim Design gibt. Den Platz welchen man mit der DJI Mavic gewinnt geht mit der Brille leider wieder verloren. Aber trotzdem nehmen wir die Brille so oft es nur geht mit da, es sich damit einfach besser Videos machen lässt.
Was könnte man besser machen
Kleiner und leichter. Vor allem die Größe ist ein gewisser Nachteil. Nicht allzu sehr wenn die Brille trägt, sondern vielmehr wenn man sie transportieren muss. Ist die Brille mit von der Partie, wird es ganz schön eng im Rucksack. Darum träumen wir schon heute von einer FPV-Brille derselben Qualität in der Größe einer Skibrille.